Ein Bericht von Karl-Heinz Lohn
Irgendwann muss der Mobilist wieder raus. Seeluft muss es sein und so zieht es ihn von München in den Norden. Doch vor dem Vergnügen kommt die Autobahn. Zwei Drittel der Strecke in Baustellen und im Stau. Das kostet Nerven und ergibt eine Notübernachtung in Herscheid.
Der Sonnenschein lockt mich zum renovierten Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop. Dieses älteste Hebewerk mit der benachbarten Sparschleuse wurde 1912 noch von Kaiser Wilhelm II eingeweiht und ist jetzt ein Industrie-Kultur-Denkmal. Die Nacht am Hafen in Münster verbringe ich bei Starkregen und sehe rund ums Mobil nur Wasser. Dann aber scheint die Sonne über der Burg Bentheim, die auf einem Hügel thront. Eine romantische Burg mit einem Schloßgespenst, der „Witten Jüffer“, die im Kamin erscheint. Durch die Gartenstadt Nordhorn finde ich in Uelsen den Bronzezeithof, eine Privat-Initiative – Leben vor 3000 Jahre. Im benachbarten Cafe Breker gibt es eine leckere „Ostfriesentorte“. Gleich um die Ecke in Emlichheim finde ich im Zentrum einen vorbildlichen Stellplatz. Dazu muß ich erwähnen, dass es in vielen kleineren Orten Hinweisschilder zu Stellplätzen gibt. Dort stand ich meist allein oder zu zweit.
Das Emsland – ehemaliges Entwicklungsland
In Groß Hen im Emsland-Moormuseum erfahre ich vom Emslandpakt, der in der Nachkriegszeit dieses Randgebiet fördern sollte, auch mithilfe der Vertriebenen aus den Ostgebieten. Eine Schmalspurbahn fährt durch die Moorlandschaft. Spektakulär ist der Monsterpflug zur Urbanisierung.
Mein nächstes Ziel Schloss Clemenswerth kennt jeder von der Luftaufnahme. Um das kleine barocke Jagdschloss bilden sieben Kavaliershäuser und eine Kapelle einen Kreis. In Werpeloh etwas Exotisches: das Batak-Haus, ein Pfarrer brachte es von seiner Mission in Indonesien mit. Außerhalb findet man einen Steinkreis nach keltischem Vorbild. In Börgermoor gibt es eine kleine Gedenkstätte für die in mehreren NS-Lagern eingesperrten Regimegegner und Kriegsgefangenen, die das Moor kultivieren mussten. Hier entstand das Lied „Wir sind die Moorsoldaten…“
Am Ortsausgang von Papenburg ist Mittag bei „Charlys Aalkate“ (Inh. Holger Stockfisch) mit frischem Backfisch. Danach bekomme ich in Leer im Bünting Teemuseum (klein, aber fein) eine Portion Ostfriesentee zelebriert.
In Emden beginnt die Nordsee
Zuerst ein technisches Schmankerl die Kesselschleuse: vom kreisrunden Kessel ermöglichen vier Schleusen eine Durchfahrt in Kanäle mit unterschiedlichen Wasserständen. Jetzt merke ich dann doch die Ferienzeit. Rynsum, Greetsil, Pilsum, Carolinensil, Neuharlingersil u.v.a.m sind gut gefüllt. Das Wetter treibt mich doch nach drinnen und so fällt die Wahl auf Wilhelmshaven. Über die Kaiser-Wilhelm-Brücke zur Schleusenstraße in das Marinemuseum. Die Geschichte im 1. und 2. Weltkrieg sowie die Bundesmarine und Volksmarine werden vorgestellt. Zerstörer „Mölders“, ein Minenjagdboot „Weilheim“, und divers andere können besichtigt werden.
Der Heimweg führt dann über Bad Zwischenahn zu „Aal Bruns“. Die Räucheraale sind zu köstlich. Zusammenfassend kann ich sagen, dass eine Tour entlang der niederländischen Grenze informativ und erholsam sein kann. An Stellplätzen ist kein Mangel – Ausnahme Seebäder. Die roten Klinkerhäuser mit weißen Fensterrahmen und großen Dächern prägen das weite Land