Die Entstehung und Historie der Reisemobil- Union (RU)
Frankfurt/Königswinter/Dormagen im Juli 2019
Der Slogan: Gemeinsam sind wir stärker war die Geburtsstunde der Reisemobil Union am 7. Oktober 1989.
Eine Handvoll Reisemobil-Clubvorstände aus dem Norden Deutschlands, die sich häufig bei Veranstaltungen trafen, machte 1986 den Anfang. Zunächst wurden Termine größerer Veranstaltungen koordiniert und das Thema „Stellplätze“ angefasst: Hierzu wurde Kontakt zu den Betreibern aufgenommen, Hilfe angeboten, Behörden wurden angeschrieben, Stellplatzlisten verfasst etc.
Unterstützung gab es von Anfang an von der Zeitschrift Promobil (damals von den Brüdern Andreas und Claus-Detlev Bues herausgegeben, die bis heute auch unser Verbandsmagazin Mobil Szene aktuell als Verlag produzieren).
Auch in Kontakt mit anderen Interessenverbänden (ADAC, DCC, Tourismusverbände) wurde am Image des Reisemobiltourismus gearbeitet, negativen Vorurteilen begegnet und für umweltbewusstes Reisen geworben. Mit großem Engagement wurde um wohnmobilfreundliche Orte, Reisemobil-Stellplätze und Ver- und Entsorgungsanlagen gekämpft. Der zunehmende Erfolg, der bis dato bescheidenen Reisemobil-Lobbyarbeit, zeigte: Gemeinsam sind wir stärker. Und das machte uns mutiger.
Wir argumentierten und demonstrierten gegen aggressive, schädliche Sanitärzusätze in Campingtoiletten und bald darauf verschwand das Gefährliche Formaldehyd aus den Sanitärflüssigkeiten. Der blaue "Toiletten-Engel" wurde durch uns ein Muss in der Industrie, noch heute können wir stolz auf diese Leistung sein.
Diese Männer und Frauen der ersten Stunde, beginnend 1986, waren Anni und Peter Kluge ( RMC Schleswig-Holstein, Peter wurde bis 1989 jährlich als Sprecher wiedergewählt, war dann auch der 1. erste Vorsitzende der RU).
Durchgängig aktiv waren Krimhild und Jürgen Helgert (RMC Osnabrück). Vom RMC Weser-Ems waren von Anfang an Willi Reil, Uli Nottebaum und Wilhelm Holub dabei. Der Kreis wurde schnell erweitert um Heiner Joormann (RMC Elbe-Weser), Rainer Peters (RMC Ahlen-Beckum-Hamm), Leonie und Theo Schulte-Suthum (RMC Asphalt Cowboys) und die besonders engagierten Herta und Klaus Böhnke (RMC Rheingold). Klaus Böhnke, ist leider viel zu jung von uns gegangen. Unser Aushängeschild (Logo) stellt übrigens stilisiert eine gewundene Straße dar, beginnend mit kleinem ,,f' und folgendem rotem "u". Das eingeparkte Reisemobil ähnelte zuerst dem Böhnke-Mitsubishi, wurde Anfang "1990 in einen Fiat umgewandelt, bevor das Logo als Schrift Bildzeichen gesetzlich geschützt wurde.
Sieben große Reisemobilclubs bildeten 1986 den Grundstock für die Gründung der Reisemobil Union. Deren Mitglieder und Vorsitzende haben mit ihrem unermüdlichen Einsatz entscheidend dazu beigetragen, dass Reisemobil-Tourismus salonfähig wurde.
Reichlich Unterstützung wurde von Anfang an, auch bei Dr. Walter Wehrhan, Chefredakteur der Zeitschrift Promobil gefunden, die damals von den Brüdern Bues aus Königswinter herausgegeben wurde. Ein erstes informelles Treffen der Club-Chefs fand deshalb im September 1986 in den Redaktionsräumen von promobil in Königswinter statt. 1987 initiierte die promobil-Redaktion auf der Essener Frühjahrsmesse eine Infoveranstaltung zur Gründung einer Womo-Interessenvertretung, Chefredakteur Dr. Walter Werhan hatte die Gründung zur Chefsache gemacht.
Heute sind die Gebrüder Bues Herausgeber des Stellplatzmagazins Mobil Total und produzieren zudem unser Verbandsmagazin MobilSzene aktuell. Auch Tim Cole, damals kurzzeitig Chefredakteur der gerade neu erschienenen Zeitschrift Reisemobil lnternational, ließ sich für das Thema begeistern und half nach Kräften. Bei allen Gesprächen zeigte sich damals schon die alte Weisheit, dass Einzelkämpfer es schwer haben, Bürgermeister hörten schon wesentlich interessierter zu, wenn ein ganzer Club hinter einer Anfrage stand. Der Durchbruch gelang aber erst mit dem Hinweis auf länderübergreifende Verbandsarbeit. Die Reisemobil-Union, der Dachverband der Reisemobil Clubs, erst öffnete die Türen leichter. Die Weichen waren gestellt.
Jetzt ging es darum immer mehr Vereine in die Verbandsarbeit zu integrieren. Der Besuch von Clubtreffen, persönliche Kontakte und Schriftverkehr half weiter. Dem RMC Weser-Ems lag damals eine Liste von gerade mal 16 Clubs vor. Diese beginnen sich besser kennenzulernen. Sie wollen sich den Rücken stärken für Aktionen und gegenseitig ihre Clubveranstaltungen besuchen. Regeln sind hierfür nicht erforderlich. Portokosten für Einladungen und Terminabsprachen tragen die ausführenden Vereine, der eine mehr, der andere etwas weniger. Ziel ist es, neben den geselligen, sozialen Aktivitäten, den flächendeckenden Ausbau von Reisemobil- Stellplätzen in Deutschland voranzutreiben. Vom Reisemobilclub Weser-Ems wurden damals mit immensem Aufwand über 50 Behörden angesprochen. Aufwändig deshalb, weil zunächst telefoniert wurde. Dann folgten schriftliche Detailinformationen mit Terminabsprachen und anschließend persönliche Vor-Ort-Besuche. Allein Willi Reil, Ehrenmitglied im RMC Weser-Ems, ist dafür über 3.000 km gefahren. Als Ergebnis wurde 1987 die "Reisemobil Rundreise Weser-Ems" zu den Sehenswürdigkeiten der Region erklärt und über 30 genehmigte Stellplätze offiziell vorgestellt. Das war ein erster großer Erfolg für den noch jungen Reisemobil-Tourismus. Die Tour wurde sehr gut angenommen und wurde dann in Richtung anderer Regionen dazu gesagt: Bitte nachmachen.
Der Süden folgte dem Beispiel. Die Gemeinde Viechtach (MSA 2/04, Seite 12) im Bayerischen Wald bietet als erster Ort sieben Stellplatzflächen für Reisemobile, an unterschiedlichen Plätzen rund um den Ortskern verteilt. Mit großer Unterstützung von Wohnmobilherstellers Westfalia, hier gelang es Pressesprecher Peter Schwerdtmann und dem Volkswagenwerk mit Pressemann Richard Köbberling dem Viechtacher Touristikchef Ludwig Rainer seine Stellplätze 1983 unter dem Markennamen ,,Modell Viechtach" hervorragend zu publizieren und zu vermarkten. Rotenburg an der Fulda, mit dem engagierten Verkehrsamtsdirektor Manfried Gesemann, hat die Idee vorbildlich weitergetragen und dafür auch reichlich Anerkennung bekommen.
Trotz aller Erfolge in anderen Regionen: Schleswig-Holstein verschließt sich weiter dem Reisemobil-Tourismus und argumentiert gegen Stellplätze mit dem Naturschutzgesetz. Der einzig aktive, dort ansässige RU-Club ist der RMC Schleswig-Holstein mit seinem Vorsitzenden Peter Kluge. Er schiebt daraufhin in großer Aktion das Übernachten auf dem Bauernhof an. Eine erste Liste mit 15 Bauernhöfen stellt er 1987 vor. Doch er muss auch mit Schwierigkeiten kämpfen. Einige Landwirte werden abgeschreckt von der grassierenden Fehl-lnfo, dass Chemietoiletten die Wirksamkeit ihrer Klärgruben und der Klärwerke zerstören. Wir halten mit Argumenten dagegen, reden nur noch von ,,Toilettentanks ohne chemische Zusätze" und raten hier unbedingt zu formaldehydfreien Sanitärprodukten und das tun wir heute auch noch.
Mit großem Engagement wurde Mitte der 80er Jahre um wohnmobilfreundliche Orte, Reisemobil-Stellplätze und Ver- und Entsorgungsanlagen gekämpft. Mit unterschiedlichen Erfolgen. Auf der Stellplatzübersicht von 1987 ist Norddeutschland wesentlich dichter besetzt, als in vielen anderen Landesteilen. Sicher ist dies auf die überproportionalen Aktivitäten der norddeutschen Reisemobil-Clubs zurückzuführen. Allen voran RMC Weser-Ems und RMC Schleswig- Holstein.
Es folgen weitere Zusammenkünfte von Reisemobil Clubs. Produktive Highlights auf dem Weg zum Zusammenschluss der Reisemobil Clubs zu einem Dachverband war1987 das große Promobil Lesertreffen in Enkirch. Jeder, der dabei war, wird es nie vergessen. Hier gelang es den Veranstaltern (damals waren die Gebrüder Bues die Promobil Macher) das Thema Dachverband zu politisieren und es von der Bühne des Festzeltes einem über 1000 Personen großen Auditorium zu präsentieren. Die Forderung der Reisemobilisten nach einer ausreichend großen Anzahl Ver- und Entsorgungsanlagen in ganz Deutschland war das wichtigste Anliegen und die Clubs widmeten diesem Thema ihre volle Aufmerksamkeit. Die "Fäkalgespräche" waren geboren und fortan auf keiner wichtigen Zusammenkunft mehr wegzudenken.
lm gleichen Jahr folgte das Nordsee-Treffen in Wilhelmshaven mit gleich einer ganzen Reihe von Themen. Es gilt als der Beginn von unserer ersten organisierten Lobby-Arbeit. Wir bringen unsere Themen aus den Festzelten raus, nach draußen. Mit Hilfe der Fachmagazine und ersten Tageszeitungs-Veröffentlichungen schaffen wir Öffentlichkeit. Wir bieten Gemeinden Unterstützung an, versenden lnformationen an die Zeitschriften und werben bei Reisemobilfahrern für umweltgerechtes Verhalten. Daraus entstehen die 10 goldenen Regeln. Ein bis heute gültiger Ehrenkodex zum richtigen Verhalten beim Reisemobil-Tourismus. Später entstand hieraus auch die Handreichung. Eine mittlerweile über 30 Seiten starke lnfo Mappe der RU zur Einrichtung von Stellplätzen.
Unser Freiheitssymbol und Signet war bis 1989 der M/ü-Bus mit dem aufgestellten Schlafdach. Mini-Reisemobile, kleine Selbstbauten und ,,Wohnbusse" standen aber damals in dem Ruf, nicht autark und deshalb Umweltverschmutzer zu sein. Um diesen Vorurteilen positiv zu begegnen tauchte später im RU-Logo ein Alkovenmobil auf.
Das Promobil Lesertreffen von 1987 in Enkirch hat dem Gedanken eines Zusammenschlusses von Reisemobilclubs die initiale Zündung verliehen. Hier wurde erstmal klar, dass nicht nur die zeitliche Koordination von überregionalen Clubtreffen im Vordergrund stehen soll, sondern auch politisch Einfluss genommen werden muss. Denn, die schnell wachsende Zahl von Reisemobil-Touristen - für die damals ein Campingplatzbesuch nur im ,,Notfall" in Frage kam - überforderte vielerorts die Infrastrukturen der Gemeinden. Es gab zu wenig Stellplätze und Ver- und Entsorgungsanlagen waren
sowieso äußerst rar. Außerdem begann in dieser Zeit, oft getragen von der Hotellerie im Ort, eine Anti-Wohnmobil-Stimmung aufzukeimen. Wer sein Bett mit in den Urlaub nahm, war ein verlorener Gast, so glaubte man damals zumindest. Heute wissen wir es besser. lm Nachhinein betrachtet war es zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig, dass sich die Reisemobil-Clubs zu einer ersten Lobby zusammenschlossen, um den negativen Strömungen wirksam entgegen wirken zu können.
Vor allen andern bemühte sich Peter Kluge um das einander näher kommen der Clubs. Ostern 1989 war erneut eine Gesprächsrunde in Gelsenkirchen (wieder auf dem großen Promobil-Lesertreffen) mit dem Ziel eine Koordination der Clubs hinzubekommen. Ein zweites Treffen zum gleichen Thema fand 1989 zu Pfingsten in Hamm statt. Die Bemühungen fruchteten und führten zur Gründungsversammlung der Reisemobil Union. Diese erste reguläre Versammlung fand am 7. Oktober 1989 im Rahmen der Essener Messe (Caravan-Salon) statt. Vor Ort haben Klaus und Herta Böhnke koordiniert. Die Raummiete sponsorte die damals noch ganz junge Zeitschrift ,,Reisemobil International". Zum Versammlungsleiter wird Wilhelm Holub gewählt.
16 große Reisemobil-Clubs werden auf diesem Treffen Gründungsmitglieder der Reisemobil Union e.V. Es sind neben der Keimzelle, bestehend aus RMC Schleswig-Holstein Peter Kluge, Ekki Klahre, RMC Weser-Ems Uli Nottebaum, Wilhelm Holub, RMC Osnabrück Jürgen Helgert, RMC Rheingold Klaus Böhnke und RMC Asphaltcowboys Theo Schulte-Sutum auch die Wohnmobilvagabunden Berlin Achim Püschel, WMC Bergische Zugvögel Max Hildebrand, RMC Bünde Dieter Restemeier, RMC Hagen ,“Die Zugvögel“ Marion Kreft, Rolling Tramps aus ldar-Oberstein Gerhard Bendep, WMC Ahlen-Beckum-Hamm Rainer Peters, Walter Peters, WOMO Freunde Aschaffenburg Rudi Huth. Weitere Clubs stimmen später unseren Zielen brieflich zu und wollen Mitglied werden: WMC Elbe-Weser Heiner Joormann, MAN Bus Club Koblenz Manfred Klee, RMC Wolfsburg Robert Blenk und WMC Lippstadt Peter Pfeiff. Wir geben uns den Namen Reisemobil Union, RU (Vorschlag Wilhelm Holub) und den Auftrag für das Vereinsemblem der RU erhielt Klaus Böhnke. Als Sprecher wird Peter Kluge gewählt. Der anschließend auch die Reisemobil Union als Vorsitzender führte.
Der erste über Regionale Zusammenschluss von Reisemobil-Clubs in Europa war geboren und es gelang - trotz zeitweiliger Querelen und interner Machtkämpfe – fortan, in tausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden, sinnvolle und sehr erfolgreiche Lobbyarbeit für den Reisemobil-Tourismus abzuliefern. Ob es dem Reisemobil-Tourist und der Caravaning Branche auch ohne die Reisemobil Union heute so gut gehen würde? Diese Frage kann jeder für sich selbst beantworten.
Der schon vor 1986 aufgekommene Gründungsgedanke einer Interessenvertretung wurde im Oktober 1989 umgesetzt - die Reisemobil Union nahm ihre Lobby-Arbeit auf. Man warb bei Gemeinden um freie Stellplätze sowie Entsorgungsmöglichkeiten, leistete Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die ersten Verhaltensregeln für Reisemobilfahrer wurden erstellt. War man bis dato für den Reisemobiltourismus ohne feste Regeln und finanzielle Einnahmen tätig, fielen nun für die verschiedenen Aktivitäten, wie die Teilnahme am Caravan Salon, Kosten an, die von den einzelnen Ehrenamtlichen nicht privat getragen werden konnten. Außerdem beabsichtigte man zur Information der Mitglieder der RU-Clubs die Erstellung einer gemeinsamen Zeitung. Wilhelm Holub brachte 1991 den Gedanken auf, ein kalkulierbares Einkommen durch eine Jahresmarke, ähnlich einer Vignette, einzuführen. Das war wohl der Ursprung des RU-Aufklebers und des Mitgliedsausweises. Es folgten Aktivitäten in alle Richtungen und die RU bat mit Erfolg bei Ministerien und Verbänden um Anhörung oder Beteiligung bei Reisemobil-relevanten Entscheidungen und Gesprächsrunden.
lm Oktober 1993 wurde das erste lnfo-Blatt als Mitgliederinformation von der Geschäftsstelle herausgegeben und 1994 wurde die RU als ,,eingetragener Verein", registriert.
Inzwischen gab die RU eine Stellplatzliste heraus, die Dank der aktiven Mitarbeit vieler Mitglieder bzw. Reisemobilfahrer laufend aktualisiert wurde. Zu den jährlich stattfindenden Veranstaltungen wie Oster-Rallye, JHV oder anderen Treffen sowie an den Messeständen, wie beim Caravan Salon, fanden sich zahlreiche Mitglieder und interessierte Reisemobilfahrer ein. Die Zahl der Mitglied-Clubs stieg stetig.
Aber auch das Interesse an der Einrichtung von Stellplätzen bei Gemeinden, Städten, Restaurants und Privatinvestoren stieg. So wurde die Mappe ,,Information zur Einrichtung von Stellplätzen" von der RU kostenlos mit einer ebenso kostenlosen Beratung, auch vor Ort, wenn es gewünscht oder erforderlich war, an Interessierte abgegeben. Die heute vorhandene breit gefächerte Palette von Reisemobil-Stellplätzen in Deutschland geht auf diese Lobby-Arbeit zurück - die Beratung mit dem Wissen von Insidern/Nutzern war hier enorm wichtig.
1996 erschien das neue Medium, MobilSzene aktuell, Herausgeber ist die Reisemobil Union e.V. - das an alle Mitglieder verschickt wurde. Hierin konnten die Mitglied-Clubs alles veröffentlichen, was sie ihren Mitgliedern an Informationen zukommen lassen wollten - Clubtermine, Treffen, Touren usw. In den darauffolgenden Ausgaben wurden Stellplätze vorgestellt, Touren beschrieben, News über Wichtiges und Aktuelles veröffentlicht. Anfang 1997 stellte die RU ihre eigene Homepage ins Internet. Ein Jahr später konnte als großer Erfolg der RU-Lobbyarbeit vermeldet werden, dass ein ganzer Landkreis mit zehn Gemeinden sich dem Reisemobiltourismus mit 400 eingerichteten Stellplätzen geöffnet hafte. Zu diesem Zeitpunkt kam auch die Frage auf, warum (statistisch nachgewiesen) etwa sieben Millionen Übernachtungen in der ,,freien Landschaft" stattfinden und nicht auf Campingplätzen. Die RU stellte sich den Fragen der Campingplatz-Unternehmer auf Tagungen und zeigte die Unterschiede zwischen Reisemobil- und Campingtourismus auf.
Bereits 1999 erklärte der Bundesminister für Verkehr, von der RU auf die Verbesserung der Parkplatz-Situation für Reisemobile angesprochen, dass bei Neubau- und Ausbaumaßnahmen an Tank- und Rastanlagen weiter darauf geachtet würde, dass, wenn es sinnvoll und möglich ist, spezielle Parkplätze für Reisemobile und Caravans vorgesehen werden. Leider hat sich trotz Nachhaken der RU bei den nachfolgenden Amtsinhabern bisher nicht viel getan.
Auf der JHV 1999 wurde ein neuer Vorstand gewählt mit dem Beschluss, dass künftig die RU von einem Präsidium geführt werden sollte. Günther Diehl wurde der erste Präsident der RU, die inzwischen fast 40 Mitglied-Clubs und 5 ausländische Schwesternverbände hatte. lm Jahr 2000 wurde in Schleswig-Holstein an einer Neufassung der Zelt- und Campingplatzverordnung gearbeitet. Die RU unterbreitete dem Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes SH Vorschläge für Fassungsänderungen, die die Belange der Reisemobilfahrer hinsichtlich Stellplätze Berücksichtigten. Diese wurden auch teilweise aufgenommen. Man erkannte in § 1 Abs. 2. motorisierte Wohnfahrzeuge (Reisemobile) an, und lockerte in § 13 die Vorschriften für Reisemobile-Standplatzflächen. Danach fuhr die RU einen Praxistest auf über 100 km Autobahnstrecke mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h, dem eine Unterschriftenaktion folgte. 4.474 Unterschriften wurden am 6.8.2001 im Bundesverkehrsministerium Bonn übergeben zur Unterstreichung der Anträge für die Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h für Reisemobile von 3,5 - 7 t und Erhöhung auf 100 km/h sowie Aufhebung des Lkw Überholverbots für diese.
Erst 2005 erhielt die RU die Mitteilung über eine Ausnahmegenehmigung hinsichtlich der Geschwindigkeitsbegrenzung als Reaktion darauf. Ein großer Verlust traf die RU im März 2002. Günter Diehl, der der RU mit seinem Amtsantritt ein neues Selbstbewusstsein und Auftrieb gegeben hatte, verstarb unerwartet nach nur zweijähriger Amtszeit. Doch das hat nicht entmutigt, sondern angespornt, sich weiterhin für die Reisemobilfahrer einzusetzen. Die RU öffnete sich nun auch, leider gegen den Willen etlicher Clubs, für Einzelmitglieder. Die gestiegene Mitgliederzahl stärkte das Durchsetzungsvermögen der RU und im Grunde dienten alle Verbesserungen dem Reisemobiltourismus.
Als Ergebnis einer guten Kooperation zwischen der RU und der Arbeitsgemeinschaft Reisemobilfreundlicher Niederrhein' wurde im März 2003 der Katalog, Reisemobil am Niederrhein" vorgestellt- in diesem Jahr war die RU auf Messen in Cottbus, Stuttgart, Essen, Bexbach und dem Caravan Salon. Anfang 2004 trat die RU der F.I.C.M. - Interessenvertretung der Reisemobilfahrer auf europäischer Ebene - für zwei Jahre als sogenanntes ,,rollendes Mitglied" bei. Erstmals wurde die Oster-Rallye, die seit 1989 stattfand, nicht mehr von einem Mitglied-Club organisiert, sondern von der RU in Zusammenarbeit mit einem touristischen Fördermitglied. Die Pokale, die auf den Rallyes vergeben wurden, sponserte jeweils das Gründungsmitglied Theo Schulte-Sutum - der 1.Preis war ein großer Wanderpokal.
Und zum ersten Mal wurde über eine ,,Sterne-Klassifizierung' der Stellplätze gesprochen. Die RU ging als Mitglied in den DTV, nahm an den Diskussionen um die DTV-Planungshilfe teil und vertrat gegenüber DTV und ADAC überzeugend die Interessen der Reisemobilfahrer. Aber es kam auch die Debatte über eine Änderung der Besteuerung der Wohnmobile in Gang. In den Folgejahren führte die RU in drei Bundesländern nach einer mit Camperline durchgeführten Spendenaktion Musterklagen, die nicht den gewünschten Erfolg brachten, sondern zurückgenommen werden mussten. Der Restbetrag von 9.639,41 Euro aus den Spenden wurde wie festgelegt an die Deutsche Kinderkrebshilfe übergeben. Neben den anderen Messen präsentierte die RU 2006 sich nun auch auf der CBR in München und erstmals wurde sie nach dem Caravan Salon als einzige Nutzer-Lobby zum VIP-Empfang des Oberbürgermeisters geladen.
Margit und Jens Bauerdick gründeten in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der RU für die PLZ-Bereiche 4+5 die West-Schiene". 14 Mitglied-Clubs und internationale Schwesterverbände waren der RU angeschlossen sowie viele Einzelmitglieder. Berichtet wurde in den MSa über die EU-Richtlinie 1999/30/ED (Feinstaub), technische Hintergrundinformation dazu und auch die negativen Auswirkungen auf den Reisemobil-Tourismus. Lkw-Maut, Zusatzspiegel auch für Reisemobile, Neuregelung der Kfz.-Steuer waren Themen und ausführlich wurde über den Unterschied von Gewährleistung und Garantie informiert. Gegen das angedachte ,,Einheitliche Leitsystem für Reisemobilisten im Nibelungenland", das die Verweildauer von Reisemobilen auf Stellplätzen auf 1 Tag beschränken und die obligatorische Übernachtung der Reisemobiltouristen auf Campingplätzen durchsetzen wollte, hat sich die RU erfolgreich durchgesetzt. Der schon über lange Zeit vorhandene Gedanke, die Gründung eines ,,Arbeitskreis Stellplatzbetreiber/', wurde erstmals öffentlich gemacht - die Gründung erfolgte am 07. März 2008. Der neue RU-Verbands-Pin, ein Reisemobil mit Schriftzug, hatte Premiere auf dem Caravan Salon. Nun war die RU auch in Halle (Sachsen-Anhalt) erstmals auf der RFC-Messe vertreten.
Ein neuer Landesentwicklungsplan zwang die RU, wieder in Schleswig-Holstein für den Reisemobil-Tourismus aktiv zu werden und Vorschläge zu unterbreiten. In Düren fand 2009 die 20. und leider auch letzte Oster-Rallye statt. Diese Rallye war ins Leben gerufen worden, um den Teilnehmern auf einer Sternfahrt die Sehenswürdigkeiten der Region nahe zu bringen und den Reisemobiltourismus zu fördern. Aktiv war die RU in 2011 und 2012 hinsichtlich Wechselkennzeichen, Bettensteuer und Umweltzonen in NRW, hier Bestandsschutz bzw. Ausnahmeregelung für Wohnmobile, nachdem eine Fragebogen-Aktion auf dem Caravan Salon zum Thema Umweltzonen durchgeführt worden war.
Da im Präsidium verschiedene Ämter nicht besetzt waren wurde im Februar 2012 zu einem Symposium nach Bad Marienberg geladen Die umfangreiche Arbeit verlangte von den wenigen ehrenamtlich Tätigen viel Einsatz, doch es gelang nicht, das Präsidium zu komplettieren. Zu dem danach stattfindenden RU-Treffen in Bad Neustadt Saale fanden sich 80 Reisemobile mit 200 Gästen ein, die dort schöne, unterhaltsame Stunden verlebten. Um immer aktuell über die Erfordernisse für den Reisemobiltourismus informiert zu sein wurde auf dem Caravan Salon wieder eine Umfrage hinsichtlich Beschaffenheit von Stellplätzen durchgeführt. Außerdem wandte sich die RU an die Bundesländer hinsichtlich Parksituation an BAB-Rastplätzen.
2013 Wandlung der RU von einer Vereinigung der Womo-Clubs zum „ADAC der Wohnmobilfahrer mit Einzelmitgliedern“: Durch die verstärkte politische Arbeit veränderte die RU ihre Mitliederstruktur stark. Diese Veränderung hin zu aktiven Einzelmitgliedern wurde vom damaligen Vizepräsidenten, Michael Paul Pludra, maßgeblich beschleunigt, sodass die RU heute fast ausschließlich aus Einzelmitgliedern besteht, die auch jeweils eine Stimme auf der Mitgliederversammlung der RU haben. „One man, one vote“ war die Devise von Michael Paul Pludra, der die JHV der RU von einer Delegiertenversammlung zu einer basisdemokratischen Mitgliederversammlung umgebaut hat.
2013 wurde die neu ausgearbeitet RU-Satzung vorgestellt, wonach jedes Mitglied stimmberechtigt ist. In Celle fand das erfolgreiche Reisemobiltreffen ,,Heideblütenfest" mit vielen Teilnehmern statt und es wurde ein neuer Stammtisch gegründet, der RU-Stammtisch Nord in Amelinghausen. In Jahr 2014 wurde die JHV der RU in Sprendlingen durchgeführt. Dort fanden sich endlich Mitglieder, die bereit waren, Ämter ,,ehrenamtlich' zu übernehmen, Zum Präsidenten wurde Wolfgang Baumeister gewählt. Zum Vizepräsidenten wurde Volker Grasberger gewählt Zum Schatzmeister wurde Philipp Rhein gewählt; zur Schriftführerin Gaby Baumeister. Somit war das geschäftsführende Präsidium komplett. Es sollte sich wie bereits die Vorgänger für die Belange der Reisemobilfahrer einsetzen. Besonderes Augenmerk aber sollte auf den Sinn und Zweck der RU und ihre Ziele gerichtet sein: Interessenvertretung der Reisemobilfahrer, die sich auch für gegenseitiges Verstehen der Kulturen und für die Völkerverständigung einsetzt und gute Kontakte zu ihren Mitgliedern pflegt.
Durch eine schwere Erkrankung hat Wolfgang Baumeister am 18. Februar sein Amt als Präsident mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Am 20. Februar erreichte den Vizepräsidenten Volker Grasberger seine und auch die Kündigung seiner Frau Gaby, Schriftführerin und Ansprechpartnerin für unsere Fördermitglieder. Die Arbeit lastete nun bis zur JHV im Mai auf den Schultern des Vizepräsidenten und der Schatzmeisterin. Auf der JHV am 7. Mai 2016 in Bad Salzungen mussten zwingend Kandidaten für ein neues Präsidium gefunden werden. Für das Amt des Präsidenten kandidierte Winfried Krag, für das Amt des Vizepräsidenten Jens Bauerdick, für das Amt des Schatzmeisters Monika Haack. Alle drei wurden gewählt. Als Beisitzer kandidierten: Margit Bauerdick, Elisabeth Krag, Volker Grasberger und Walter Reichl, die ebenfalls gewählt wurden. Mit den Beisitzern Jochem Bölling und Siegfried Orth deren Amtszeit noch weiterlief hatten wir alle möglichen Ämter im Präsidium besetzt. Mit Datum vom 11. Mai 2017 legten Margit und Jens Bauerdick ihre Ämter aus persönlichen ab. Auf der JHV 2018 wurde Renate Leppin zur neuen Vizepräsidentin gewählt. Walter Leppin wurde als Beisitzer und zum Schriftführer gewählt.
Bis 2003 war die RU ein reiner Dachverband für regionale Reisemobilclubs. Erst danach wurden auch Einzelmitglieder aufgenommen, die kein Interesse am Clubleben hatten, sich aber für die Belange der Reisemobilfahrer einsetzen wollten. Diese Entwicklung fand nicht bei allen Clubs Zustimmung, da sie ihre Einflussmöglichkeiten schwinden sahen. Viele Clubs kehrten der RU in der Folgezeit den Rücken. Parallel dazu nahm die Reisemobilindustrie einen rasanten Aufstieg, der gerade in den letzten Jahren überproportional zugenommen hat. Viele neue Akteure erschienen in der Szene, die an dieser Tourismus- Variante teilhaben und Politik und Verwaltung in ihrem Sinne beeinflussen wollten.
So sieht sich die RU heute in großer Konkurrenz zu anderen Verbänden und Organisationen, die teilweise mit erheblichen Finanzmitteln aus der Industrie ausgestattet sind und mit viel personellen und finanziellen Einsatz ihre Interessen verfolgen. Insbesondere die Campingplatzbetreiber versuchen mit immer neuen Initiativen zu erreichen, dass Stellplätze durch teure Auflagen an Attraktivität verlieren und Reisemobilfahrer zur Nutzung von Campingplätzen gezwungen werden.
Die RU stellt sich dem entgegen und schafft es, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, wie der in Düsseldorf verteilten Messezeitung, den echten Interessen der Reisemobilfahrer Gehör zu verschaffen. Die Konkurrenz auf dem Spielfeld der Reisemobil-Lobbyisten ist allerdings sehr stark und unübersichtlich geworden.
Der seit einigen Jahren ausschließliche Fokus der RU auf Lobbyarbeit für die Reisemobilfahrer hat dazu geführt, dass sehr viele Clubs, denen es in erster Linie um gesellige Veranstaltungen und regelmäßige Treffen ihrer Mitglieder (sowie Tanz und Musik) ging, ausgetreten sind. Aktuell sind nur noch vier relativ kleine Clubs RU- Mitglied - dafür hat die Zahl von Einzelmitgliedern stark zugenommen. Um die Zahl ihrer Mitglieder zu halten und neue hinzuzugewinnen muss die RU eine aufwändige Öffentlichkeitsarbeit betreiben, vor allem durch eigene Stände bei allen großen Campingmessen.
Bei der einschlägigen Industrie wird die RU als Dachverband der Reisemobilisten wahrgenommen; etwa 150 Firmen unterstützen die RU als Fördermitglieder. Beim Deutschen Bundestag ist die RU als offizieller Interessenverband registriert.
RU und F.I.C.M.
2004 trat die RU der F.I.C.M. bei, weil sie sich hier Unterstützung politischer Forderungen auf Ebene der EU erhoffte. Leider zeigte sich, dass die Sprachbarriere eine enge Kooperation behinderte; zudem hatte die RU mit häufigen Führungswechseln und inneren Auseinandersetzungen zu kämpfen. Nach Beteiligung von RU- Delegationen an den EuroCC in Portugal und Belgien 2014 und 2015 bildete sich eine starke Opposition, die schließlich 2016 zum Mitgliederbeschluss führte, die F.I.C.M. wieder zu verlassen.
Nur mit sehr viel persönlichem Werben und Einsatz gelang es 2018, erneut einen Beschluss zum Wiedereintritt in die F.I.C.M. zu erhalten. Hierzu mussten zumindest Teile der immer noch starken Oppositionsgruppe innerhalb der Mitgliedschaft davon überzeugt werden, der F.I.C.M. eine zweite Chance zu geben. Insbesondere erhofft sich die RU mehr Einflussnahme in Brüssel auf die EU- Gesetzgebung im Verkehrsbereich.
2018
In Deutschland ist die RU kontinuierlich aktiv, um sich für die Rechte der Reisemobilisten aktiv einzusetzen. Dabei geht es um diverse Punkte im Rahmen der Straßenverkehrsordnung, um die weitere Stärkung der Reisemobil-Stellplatz-Infrastruktur und die Positionierung des Reisemobiltourismus in gesamten Tourismusmix. Als aktuelles Projekt ist sicherlich das „C-Kennzeichen“ zu nennen, dank dessen öffentlichkeitswirksamen Auftritts auch Treffen mit Politikern in Berlin arrangiert werden konnten.
Die aktuell stetig wachsende Akzeptanz der RU spiegelt sich in den immer stärker besuchten Jahreshauptversammlungen und auch in der Gründung eines neuen RU-Stammtisch-West als Regionalvertretung der RU, analog zum bereits bestehenden Stammtisch Nord, wider.