Ein Reisebericht von Kalle Meyer (Text & Fotos) sowie Anne Büürma (Fotos)

 

Die Winterzeit, insbesondere die der Jahre 2021/22 vom November bis hin zum Februar waren bei uns in Norddeutschland geprägt durch viel Regen und nasser Kälte. Zumindest haben wir es so empfunden.

Genug ist genug, so Annes Aussage. Uns locken höhere Temperaturen und blauer Himmel. Treu unserem Projekt einige Dinge und Reiseziele zu verändern, soll es in den Frühling gehen, und zwar in einen möglichst langen Frühling. Zunächst in der Region Valencia/Spanien und daran anschließend noch bei uns zu Hause in Hollage. Dass alles ganz anders kommt, als von uns geplant, zeigte sich erst später mit aller Deutlichkeit.

Nach einem etwas holprigen Start sind wir letztlich gut losgekommen. Ziel des Tages sollte die Stadt Mainz werden. Hier und das war uns das Wichtigste, war ein Treffen mit einem langjährigen Musikerkollegen und dessen ebenso langjähriger Ehefrau vereinbart. Vor beinahe 35 Jahren haben Karsten und der Chronist in einer Band gemeinsam Musik unter das Volk gebracht. Nicht ohne Erfolg, darf man sagen. Nach langen Jahren gab es nun wieder ein erneutes Treffen. Gespannt und neugierig haben wir unsere Lebensgeschichten ausgetauscht. Spannend war es. Nichts von unserer gemeinsamen Geschichte haben wir bereut oder gar bedauert. Ganz im Gegenteil froh und dankbar konnten wir die Zeit Revue passieren lassen. Es wird sicherlich nicht nur bei diesem Treffen bleiben.

Ein Tag auf der Autobahn, erst in Deutschland, dann in Frankreich. Stürmischer Wind, gelegentliche teils heftige Schauer und tief hängende Wolken. Das Highlight des Tages wurden ein paar Sonnenstrahlen in der Entfernung und ein dramatischer Himmel, als hätten ihn die alten holländischen Meister gemalt. Wir stehen in Tournus direkt an der Saône, doch auch hier regnet es. Mit einer Flasche Wein machen wir das Beste daraus.

Süd-Frankreich ist mit dem Stellplatz in Béziers erreicht. Gefühlt ein Tag auf der Autobahn ohne Ende. Doch hier ist ein erstes größeres Ziel. Wir wollen gerne die Stadt Béziers und mit ihr auch das Weltkulturerbe „Canal du Midi“ einmal aus der Sicht der „Nichtmehrbootfahrer“ sehen. Die Stadt haben wir uns heute erwandert. Nach der langen Anreise hierher ein Genus auf eigenen Beinen zu laufen.

Ein Wort zum Stellplatz Béziers. Unser Dank gilt den Stadtoberen für diesen schönen und gut organisierten Platz. So etwas wünscht man sich überall.

Dicht an der Stadt Béziers liegt der „Canal du Midi“. Er ist die Wasserstraßenverbindung vom Mittelmeer zum Atlantik bei Bordeaux. Der „Canal du Midi“ wurde in der Zeit von 1667 bis 1681 erbaut. Heute wird er hauptsächlich touristisch genutzt. Wir haben uns die Wasserstraßenbrücke sowie die Schleusentreppe von Béziers mit Interesse angesehen. Immerhin funktionieren die alten Bauwerke seit Jahrhunderten. Das kann man von so manchem modernen Bauwerk nicht gerade behaupten. Die UNESCO hat den „Canal du Midi“ daher auch in die Kulturwelterbeliste aufgenommen. Grund genug für einen Besuch.

Unsere vorerst letzte Etappe führte uns durch eine tolle Berglandschaft entlang des „Rio Ebro“ in Spanien. In der morgendlichen Sonne ist so eine Fahrt etwas ganz Besonderes. Später wurde es nochmal richtig lebhaft. Es ging mitten durch Valencia. Teils vierspurig und mit gewaltigen Kreisverkehren. Wir erlebten eine erste Stadtrundfahrt. Richtung El Saler und dort zu unserem Campingplatz „Devesa-Gardens“ ging es dann eher gemütlich zu. Wir haben unseren gebuchten Stellplatz eingenommen und uns ein wenig installiert. Genug getan für heute…

Mitunter ergeben sich Begegnungen der dritten Art. Ungewöhnliches zwischen Mensch und Tier. Ein Nymphensittich ließ sich auf des Chronisten Arm nieder, um zu bleiben, so jedenfalls der erste Eindruck. Sehr zutraulich rückte er sofort weiter zur Schulter des Chronisten, um tatsächlich zu bleiben. Nach einem ausführlichen Fototermin war er nicht mehr zum Weiterflug zubewegen. Bereitwillig und seinen Platz behauptend, lies er sich sowohl in unser Wohnmobil mitnehmen, als auch als kleine Attraktion, über den Campingplatz tragen. Erst massive Fluganimationen konnten ihn zum Weiterflug motivieren. Mach‘s gut, kleiner Sittich, wir haben uns über einen Besuch sehr gefreut.

Es galt unser Vorzelt aufzupumpen. Das geht recht schnell, doch dann muss es ja auch noch ordentlich verspannt werden. Hierfür benutzen wir handelsübliche, sehr lange Schrauben. Mit einem Akkuschrauber geht auch diese Arbeit schnell von der Hand und anders bekommt man keinen Hering in den Boden. Zwischenzeitlich zog ein Umzug mit dem Titel „Karneval der Kinder“ lautstark über den Campingplatz. Ein Event für Kinder und Eltern, so ganz nach unserem Geschmack.

Ohne Gymnastik mit Gaby Fastner vergeht kein Tag. Anne hält das eisern durch und es tut ihr gut. So hat der Tagesbeginn auch seine Regelmäßigkeit. Wir leben hier auf dem Campingplatz „Devesa Gardens“ praktisch mitten in einem großen Naturschutzgebiet. Umgeben sind wir von sehr viel Natur, die durchzogen ist von hervorragenden Feuerwehrwegen, die zum Spazierengehen oder auch mit dem Fahrrad gleichermaßen einladend sind. Auf einem dieser Wege sind wir an das Mittelmeer gelangt. Das hört sich weit an, doch der direkte Weg zum Meer, ist nicht einmal 700 Meter lang. Gefühlt ist es jedoch unendlich weit, wenn man die tollen Fahrradwege nutzt. Diese Qualität an Radwegen haben wir noch nie irgendwo anders kennengelernt. Fernab vom Autolärm genießt man die Natur auf bequemen, sicheren Wegen. Ein Highlight…für den fahrradbegeisterten Zeitgenossen.

Direkt vor unserem Campingplatz befindet sich eine Bushaltestelle. Bequem gelangt man von dort in die Altstadt von Valencia. Umsteigen ist nicht nötig. Zunächst wird man in Valencia vom dichten und schnellen Straßenverkehr förmlich überrascht. Mit Googles Hilfe jedoch gelangt man sehr schnell in die ruhigeren Straßen der Altstadt. Durch ein Gewirr vieler teils kleinster Gassen haben wir doch einen ersten Teil der Sehenswürdigkeiten der Stadt gesehen. Neben einigen kleineren Kirchen ist besonders die Kathedrale von Valencia das Ziel vieler Touristen. Auch wir gehörten dazu. Unweit der Kathedrale befindet sich der „Mercado Central“, die Markthalle. Dazwischen tobt das innerstädtische Leben in den vielen Gassen und Einkaufsstraßen. Die Altstadt ist voller Menschen, die geschäftig ihren Dingen nachgehen.

In El Saler sind wir von sehr viel Natur umgeben, so ist es nicht schwer sich die schönsten Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten dieser Gegend anzuschauen. Mit den Fahrrädern ging es in Richtung El Palmar. Bemerkenswert ist die Rücksichtnahme der KFZ-Führer auf die unterlegenen Fahrradfahrer. In El Palmar waren wir überrascht von den vielen Lokalen. Offensichtlich herrscht hier ein beachtlicher Tourismus. Wir haben davon nichts bemerkt. Ein wenig erinnert der kleine Ort an die Niederlande oder auch an Venedig, mit Gaststätten an den Wasserläufen. Es hat richtig Atmosphäre. Durch schier endlose Reisfelder, die noch nicht unter Wasser stehen, sind wir über einfache Wege zurück zu unserem Campingplatz geradelt.

Die „Ermita dels Benissants“ wurde ein weiteres Ziel. Unser Roller ist hier ein ideales Transportmittel, lässt sich doch gleichzeitig auch der nötige Einkauf bestens verstauen. Die Ermita wurde im Jahr 1818 auf den Resten der alten Ermita erbaut. Sie liegt auf einem kleinen Berg und man hat einen fantastischen Rundblick über den Naturpark „Albufera“ mit seinen unendlich scheinenden Reisfeldern. Durch die Reisfelder führen zahllose Straßen und Wege, die zum ruhigen Fahrradfahren geradezu einladen.

Die letzten Tage waren angefüllt mit vielen Aktivitäten. Praktisch täglich waren wir unterwegs, um uns zu orientieren und Neues zu entdecken. Das ist aus unserer Sicht immer eine spannende Zeit. Das Wetter meinte es heute leider weniger gut mit uns. Die Sonne hat sich hinter einer dünnen Wolkenschicht versteckt und so ergab sich eine gute Gelegenheit einen Teil der vielen Attraktionen des Campingplatzes zu erkunden. Für uns ist es immer wieder schön, Kindern und Tieren nahe zu sein. Genüsslich haben wir die Tiere im Platz eigenen Zoo ausgiebig besucht. Oma & Opa wollten auch unbedingt in den „Mini-Club“ des Campingplatzes. Ein großes Gelände nur für die Kleinsten, daran anschließend die „Minigolf-Anlage“ mit allerlei Deko-Dinos sowie etliche Sportfelder für die Jugend, oder wer sich immer noch dazu zählt.

Dieses Frühjahr war auch geprägt von einem neuen Krieg in Europa. Man fühlt sich völlig machtlos, auch fernab von Deutschland. Machtlos gegenüber verbrecherischer Politiker, wie dem Kriegsherren Putin und dem russischen Volk. Hilflos ist man gezwungen, den „heldenhaften“ russischen Soldaten dabei zuzusehen, wie sie unschuldige Frauen und Kinder zusammenschießen und ermorden. Abscheulich, dass die russische Bevölkerung dem Treiben ihres Kriegsherren kein Ende bereitet, ja es scheinbar auch noch gut heißt. Die Russen haben der Weltöffentlichkeit ihr wahres Gesicht präsentiert.

Ein massives Regengebiet dreht fröhlich seine Kreise über der Region Valencia und beschert uns zwei Regentage. Das ist nicht schön, aber gegen die Ereignisse in der Ukraine vergleichsweise lächerlich. Wir werden es locker abwettern.

Sonne, wie sie nur scheinen kann. Da hält es niemanden im Haus. Wir haben uns in Richtung Valencia auf unseren Fahrrädern bewegt. Ausgesprochen gute Wege, zu 90 % mit glattem Betonuntergrund, machen eine Fahrt zum reinen Vergnügen. An allerlei Zielen gab es immer einen kurzen Stopp. Das riesige Naturschutzgebiet bietet so viel davon. Vom schier unendlichen Strand des Mittelmeeres bis hin zu liebevoll eingerichteten Natur-Erlebnis-Zielen wird alles geboten. So haben wir uns den Frühling vorgestellt.

Ein Grund in die Gegend von Valencia zu reisen, war sicherlich auch die berauschende, moderne Architektur. Nicht, dass wir viel davon verstehen, doch lassen wir uns gerne beeindrucken. Die Spanier sind architektonisch sehr mutig. Das haben wir bereits öfter gesehen. Ein Beleg ist u.a. das „Guggenheim Museum für moderne Kunst“ in Bilbao. So mutig ist auch das gesamte Ensemble um das Kunstmuseum mit all seinen speziellen Gebäuden in Valencia. Wir haben uns viel Zeit für einen ausführlichen Rundgang genommen. Ständig erschlossen sich uns neue Sichtachsen. Teilweise scheinen Gebäude förmlich zu schweben. Dem Chronisten ist fast die Kamera heiß gelaufen, ob der prächtigen Licht und Schattenspiele innerhalb dieses ganzen Areals in der Stadt. Dieser Besuch bleibt unvergessen…

Mit unserem Roller sind wir ein kleines Stück an der Küste entlanggefahren. Ziel war der Nachbarort El Perelló. Das Wetter meinte es nicht wirklich gut mit uns. Es war bedeckt und uns erschien es für die Jahreszeit etwas schattig zu sein. Für einen relativ ausführlichen Rundgang war es aber gut und im Anschluss konnte Anne noch ein paar Kleinigkeiten vom örtlichen Supermarkt mitnehmen. Bei unserem Rundgang durch den Ort sind wir auch auf die Vorbereitungen zu einer „Fallas“ gestoßen. Es soll damit der Frühling begrüßt werden. Die extra dafür hergestellten, übergroßen Pappfiguren, werden bei einer „Fallas“ dem Feuer übergeben. Schlicht, sie werden verbrannt. Eigentlich schade, aber wenn’s dem Frühling hilft…

Überrascht wurden wir bei einem Ausflug mit unserem Roller in Cullera. Kaum angekommen, es sind nur wenige Kilometer dorthin, fanden wir uns mitten in einer „Fallas der Kinder“ wieder. Dabei geht es recht lautstark zu. Die schon etwas größeren Kinder haben kräftig auf munitioniert. Knaller in jeder Form und Intensität erfüllen geräuschvoll die Stadt. Die ganz kleinen Kinder, die mit den Windeln, versuchen es mit Knallfröschen. Eltern und/oder Oma und Opa assistieren natürlich. Für die Nichtpyromanen unter den Kindern stehen jede Menge Trommeln bereit und werden nach Kräften genutzt. Schminken und die ersten Sambaversuche runden das lebhafte Treiben ab. Gefühlt tausende Luftballons harren ihrer Vernichtung entgegen. Wir haben diese, für uns unverhoffte „Fallas der Kinder“, sehr genossen und uns über die Kinderliebe der Spanier einmal mehr gefreut. Am Stadtstrand von Cullera, der „Platja Sant Antoni“ konnten wir uns ein wenig vom Trubel erholen.

Das Mittelmeer ist von unserem Campingplatz nicht weit entfernt. Von Ferne hört man mitunter die Wellen rauschen. Quer durch das Naturschutzgebiet sind wir einem Trampelpfad gefolgt. Vorbei geht es an einem toll gelegenen Golfplatz, an dem natürlich am Sonntag, reger Betrieb herrschte.Das Naturschutzgebiet umfasst auch den Dünengürtel direkt am Mittelmeer, doch dann eröffnet sich ein schier unendlicher Strand. Einige große Containerschiffe liegen auf der Reede von Valencia und erwarten ihre Abfertigung. Anne macht das, was sie immer an allen Stränden macht. Sie sammelt Muscheln. Hier ist es mehr ein Einsammeln, zu Massen liegen sie, völlig unbeschädigt, herum.

Völlig unerwartet standen Helga & Wolfgang, unsere Freunde aus der Reisemobil-Union e.V. (RU), bei uns vor dem Wohnmobil. Ohne Anlaufschwierigkeiten entspann sich ein sehr netter Nachmittag bei uns im Vorzelt. Es gab viel gegenseitig zu berichten, Erfahrungen wurden ausgetauscht und sich nach dem Woher und wohin erkundigt. Wir haben Helga & Wolfgang auf der JHV 2021 der RU in Bocholt zuletzt getroffen, das ist auch schon wieder eine Zeitlang her. Umso mehr haben wir uns über das spontane Treffen gefreut.

Das Wetter ist, sagen wir mal, verbesserungsfähig. Zurzeit beherrscht uns ein kräftiger NO-Wind mit ordentlichen Windstärken (5-6 BF), Sand aus der Wüste Sahara in Algerien eingeschlossen. Aussichten auf eine Veränderung zum Besseren bestehen leider nicht. Wir haben uns trotzdem auf den Weg gemacht, den langen Park mitten in der Stadt Valencia, zu erkunden. Für die Bewohner der Stadt ist es  eine Art von grüner Lunge. Hier lassen sich viele Sportarten ausführen. Die Stadt macht ein reichliches Angebot an Sportgeräten und anderen Attraktionen für ihre Bürger.

Seit Tagen, ja Wochen, dreht sich ein gewaltiges Tiefdrucksystem über dem Mittelmeer und schaufelt uns riesige Regenmengen auf den Kopf. Gut für das zu trockene Land, schlecht für uns sonnenhungrige Touristen. Wir machen das Beste aus den Gegebenheiten und ertragen die Wetterunbill mit Fassung.

Nur gelegentlich lugte die Sonne vorsichtig durch die Wolken. Bedeckter Himmel, doch oh Wunder, kein Regen. Da gilt es etwas zu unternehmen. Über die breiten  Versorgungswege glitten wir mit unseren Fahrrädern durch den „Parc Natural de l’Albufera“. Besonderes Ziel wurde ein aus alten Eisenbahnschwellen gebauter Weg durch einen besonderen Teil des Naturparks. Fast mystisch führt der Weg durch einen verwunschen wirkenden, teils dunklen Wald. Allerlei kleine Tiere bewohnen diese Idylle. Es wäre etwas für Kinder, könnten sie doch so manches Abenteuer hier erleben.

Ein Besuch des Aquariums (Fundatión Oceanogràfik) der Stadt Valencia stand noch auf dem Programm. Mit vielen spanischen Familien und ihren (kleineren) Kindern, verschiedenen Jugendgruppen und Leuten, die genau wie wir dem schlechten Wetter entgehen wollten, haben wir das Aquarium besucht. Beeindruckend ist die Präsentation in verschiedenen eigenen Gebäuden. Unterteilt in die Regionen der Welt bekommt jedes Meer seine Würdigung. Lebewesen aus dem Atlantik, Pazifik, Arktis und Antarktis und andere Regionen werden in riesigen Becken gezeigt. Meistens ist man ein Teil davon und geht mitten durch die Fischschwärme in Tunnels durch das Meer. Viele Stunden sind wie im Fluge vergangen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis und kann von uns nur jedem empfohlen werden.

Eine durchgreifende Wetterbesserung ist auch in der nächsten Zeit in der Gegend von Valencia nicht zu erwarten. Es soll nicht mehr so intensiven Dauerregen geben, doch das, was wir erwartet haben, Sonne, wird auch nicht eintreten. So jedenfalls verkündet es der örtliche Wetterdienst.

Anne klagt seit mehreren Wochen über große Schmerzen im Hüftgelenk. Es bedarf offensichtlich dringend einer medizinischen Begutachtung.

Wir haben uns daher entschlossen, die Heimreise anzutreten. Unser Vorzelt konnten wir heute trocken abbauen und für neue Taten verstauen. Das Gleiche gilt für unseren kleinen Fuhrpark (Fahrräder, Roller). Mit reichlich Wasser und einer gehörigen Portion Schmierseife sind wir dann dem Sahara-Sand auf unserem Wohnmobil zu Leibe gerückt. Dieser Sand sieht auf dem Fahrzeug aus wie Rost. Dieser „Rost“ allerdings lässt sich abwaschen und so starten wir sauber zu unserer Rückreise.

Als wenn es verhext sei, der Regen begleitete uns auf der Reise. Erst nur ein wenig, doch dann immer heftiger. Kurz vor der französischen Grenze das erhofft Regenende. Geht doch…

Ein Zwischenziel wurde Balaruc-Les-Bain am „Étang de Thau“, einem großen Binnensee mit Meereszugang. Dem Chronisten ist diese Gegend sehr gut bekannt, lebte er doch viele Jahre hier in der Gegend, in Süd-Frankreich. Unser Stellplatz ist ein einfacherer Campingplatz, ein „Camping Municipal“. Zentral in der Ortsmitte gelegen, mit einem Supermarkt vor der Tür, das ist sehr bequem. Das Wetter spielt hier auch einigermaßen mit, es strahlt die Sonne und die Aussichten für die nächsten Tage scheinen sehr gut zu sein. Kurz, wir bleiben noch hier, in Kalles ehemaliger südfranzösischer Heimat.

Dem „Ètang de Thau“ zu entgehen, ist hier schier unmöglich, ist doch Balaruc-Les-Bain von drei Seiten von ihm umgeben. Wasser, wohin man schaut.

Mit unseren Fahrrädern sind wir entlang des „Ètang de Thau“ über eine schöne Promenade und dann später über einen super tollen Fahrradweg in Richtung Sete gefahren. Sete ist eine große und wichtige Hafenstadt am Mittelmeer. Nach unserem Empfinden hat die Stadt schon fast eine italienische Atmosphäre. Das macht den Charme von Sete aus. Bei etwas Sonnenschein verstärkt sich dieser Eindruck nur noch deutlicher.

In ganz Europa ist es kalt. Aus unserer Heimatregion erreichten uns Fotos einer Schneelandschaft. Die Temperaturen sollen weiter deutlich unter 0° Celsius liegen. Auch hier in Süd-Frankreich ist es für die Jahreszeit erheblich zu kalt. Zudem bläst noch ein kräftiger Sturm aus nördlicher Richtung mit in Böen 9 Windstärken (BFT). Der Wind ist richtig kalt. Trotzdem haben wir uns unseren Spaziergang nicht nehmen lassen. Über eine fast menschenleere Uferpromenade haben wir das Wettergeschehen ausgehalten und einfach als Erlebnis verbucht. Schlechtes Wetter hatten wir ja auf dieser Reise reichlich, da kommt es jetzt auf einen Sturm mehr oder weniger auch nicht mehr an. Wenigstens scheint die Sonne hier kräftig.

Die Tagestemperatur liegt weiterhin bei gerade mal 6°/7° Celsius. Dazu kommt der noch immer schweinekalte Nordwind mit erheblicher Stärke. Mit sehr viel Disziplin mussten wir uns zu unserem täglichen Spaziergang zwingen. Es war eine Art Abschiedsgang, denn die weitere Rückfahrt stand an.

Nach zwei weiteren Übernachtungen hat uns die deutsche Wirklichkeit wieder. Volle Autobahnen, teils schlechte Qualität, sehr viele LKWs, die sich gerne und ausdauernd gegenseitig überholen und dazu noch gelegentlich Auto Poser in gebrauchten ehemaligen „Upperclass-Karren“, die sich private Rennen auf der Autobahn leisten. Alles so, als gäbe es keine exorbitanten Spritpreise. Wie sehr schätzen wir doch die spanischen und französischen Autobahnen dagegen. Beste Straßen, wenig Verkehr, Tempobegrenzung und insgesamt eine rücksichtsvolle Fahrdisziplin. Gut, die Autobahnen kosten Maut (Frankreich) und Disziplin im Straßenverkehr wird mit drastischen Strafen durchgesetzt. Es funktioniert aber…

Ohne einen Zwischenfall und vor allen Dingen ohne Knitter bei uns oder an unseren Fahrzeugen haben wir die letzte Etappe geschafft und sind wieder in unserer Heimat angekommen.

Geplant war eine Reise in den Frühling nach Spanien. Die Region in und um Valencia wollten wir erkunden. Das ist leider nur teilweise gelungen. Die Stadt Valencia haben wir öfter besucht und jeder Besuch lohnte sich ganz sicher. Unser Campingplatz befand sich mitten im großen Naturpark „Albufera“, bestens erschlossen durch komfortable Fahrradwege. Einige kleinere Ausflüge konnten wir mit unserem Roller in die Umgebung machen. Das große Manko allerdings war auf dieser Reise das Wetter. Ergiebigste Regenfälle, teils tagelang und ununterbrochen, machten die meisten Vorhaben unmöglich. Hinzu kamen noch Kälte und häufiger Sturm. Temperaturen wie im tiefsten spanischen Winter begleiteten unsere Reise. Es ging damit nicht nur uns so, viele andere Reisende und Freunde, aus anderen Regionen Spaniens, berichteten Ähnliches. Die Wetterunbill konnten wir eine Zeitlang stoisch ertragen, doch letztendlich haben wir die Reise vorzeitig abgebrochen. Seit fast 10 Jahren sind wir mit unserem Wohnmobil in Europa unterwegs, solch ein miserables Wetter haben wir noch nie über einen so langen Zeitraum erlebt. Da mussten wir scheinbar jetzt wohl auch mal durch und haben dabei kräftig ins Wetterklo gegriffen. (K.M.)