Ein Reisebericht von Kalle Meyer (Text & Fotos) sowie Anne Büürma (Fotos)

Teil II

Die Anreise nach Portugal…(Coimbrao/Atlantik bis Fatima)

 

Ein Traum in Weiß und gelb, so stellt sich die Stadt Evora dar. Mit mehreren langen Spaziergängen haben wir uns die Stadt erlaufen. Gepflegte Häuser und viele kleine versteckte Gassen und Winkel machen immer wieder neugierig. Die vorherrschenden Farben sind das Weiß der Häuser mit Einrahmungen oder Einfassungen in Gelb. So etwas ist sicherlich einmalig und einheitlich in der ganzen Stadt zu finden. Ein Höhepunkt der Stadtbesichtigung ist die Basílica Catedrale. Ein mächtiges Bauwerk. Gleich nebenan haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. Die Reste eines römischen Tempels sind noch vorhanden. Wir sind durch viele kleine Gassen geschlendert und konnten uns nicht satt sehen. Wer an dieser Stadt vorbeifährt und sich keine Zeit zur Besichtigung nimmt, ist selbst schuld, so unsere feste Überzeugung. Ganz bewusst sind wir auch durch andere Stadtteile flaniert. Kleine Einkaufsstraßen mit noch kleineren Geschäften präsentieren ihre Waren. Vom einfachen Obst und Gemüseladen bis hin zur noblen Boutique ist alles vertreten. Es macht Spaß, von Schaufenster zu Schaufenster zu bummeln und sich am Angebot zu erfreuen. Durchgängig auch hier, wie in der ganzen Stadt, die Farbgebung der Häuser in Weiß mit gelben Einfassungen.

Mit einem weinenden und zugleich lachenden Auge haben wir Evora mit Ziel Albufeira an der Algarve verlassen. Es ging über die Nationalstraße 2. Diese Straße ist in einigen Teilen durchaus als rustikal zu bezeichnen. Ein Sanierungsfall in großen Teilen. Später dann sind wir auf die neue Autobahn Algarve zügig und sehr bequem unserem Ziel entgegen gerauscht.

Der Campingplatz Albufeira soll jetzt erst einmal für vier Wochen unser Zuhause sein. Nach einigem hin und her wegen des Satelliten-Empfangs haben wir einen schönen Stellplatz gefunden. Die Temperaturen sind hochsommerlich, so kann es weiter gehen. Der Weg zu Fuß vom Campingplatz in die Altstadt von Albufeira führt durch einen sehr nett angelegten Fitness-Park. Weitgehend unbehelligt vom Autoverkehr gelangt man nach ungefähr zwei Kilometern wie von selbst in die Altstadt. Dieser Weg ist auch für Fahrräder bestens geeignet. Die Altstadt präsentiert sich recht lebendig. Hier wird vieles vom Tourismus geprägt. Uns tut es ganz gut, waren doch die ersten Ziele in Portugal fast frei von dieser Art Trubel. Alle Wege führen, an allerlei Fressläden vorbei, letztlich immer zum Atlantik und da gibt es mehrere wunderbare Strände. Bei den derzeit hochsommerlichen Temperaturen also kein Wunder, dass reger Badebetrieb herrscht.

Der Campingplatz Albufeira ist recht groß. Zurzeit ist er bei weitem nicht voll belegt. Hier gibt es einen Supermarkt, mehrere Restaurants, eine große Pool-Anlage sowie einen großen Bereich ausschließlich für Chalets und Mietunterkünfte. Sportbegeisterte finden direkt am Campingplatz eine Tennis- und Squash-Anlage. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei, so unser Fazit.

Klassischerweise ist Freitag traditionelle Fischtag. Anne hat ihn diesmal auf ganz besondere Weise umfunktioniert. Sie empfand es, als sehr angenehm, sich von den kleinen Freunden die überschüssige Haut entfernen zu lassen. Das schönste aber war, keinem Fisch wurde „ein Haar gekrümmt“.

Waschmaschinen samt Waschraum sind auf einem Campingplatz Selbstverständlichkeiten, so auch hier auf dem Campingplatz Albufeira. Was man allerdings mit einem elektrischen Trockner soll, erschließt sich dem Chronisten, bei reichlichem Sonnenschein und 24° Celsius, nicht so recht. Doch, er wurde von Anne belehrt: Es ergibt einen Sinn, nämlich für die Bettwäsche. Sie könne man erforderlichenfalls sofort wieder aufziehen, so ihre Ansage. Wieder was gelernt.

Anne hat es sich auf einem bequemen Stuhl gemütlich gemacht und Harry und der Chronist starteten zu einem kleinen Rundgang, besonders in eine der Sanitäranlagen. Noch ein Wort zu Harry. Er ist seit einiger Zeit unser Reisebegleiter und hauptsächlich für gute Fotos verantwortlich. Harry ist so zu sagen unser dritter Mann an der Kamera. Harry kann sehr viel, unter anderem fliegen, tauchen, durch Zäune gehen, sich im Gras wälzen usw. und fast durch Wände gehen. Harry liebt Abgründe und da wo es dem Chronisten zu gefährlich erscheint, kommt Harry ins Spiel. Ansonsten ruht Harry sich gerne in seinem Kamerakoffer aus. Er passt also gut zu uns.

Häufig hat es uns in die unterschiedlichen Stadtteile von Albufeira gezogen und es war immer für uns unvermeidlich auch einen Blick auf den Atlantik zu wagen. Nun sollen die Füße auch einmal wieder Atlantik-Wasser der Algarve spüren. Regelmäßige Leser unserer Artikel wissen, der Chronist ist, was die Wassertemperaturen angeht, ein bekennendes „Weichei“. Er schreitet nur zum Bade, wenn garantiert ist, dass die Temperatur des Wassers deutlich jenseits der 30° Celsius liegt. Dem ist im Atlantik bekanntermaßen nicht so. Anne fasste die Gelegenheit beim Schopfe und tat das, was sie überall an Stränden tut. Sie hält Ausschau nach besonderen Muscheln.

In der Nähe von Albufeira ist die Ruine des Castelo de Paderne nahe der Ortschaft Paderne zu finden. Mit dem Roller ist der Weg nicht weit. Dann aber, mit der eigentlichen Anfahrt, ist das Ende der Bequemlichkeit erreicht. Ein etwa drei Kilometer Schotterweg machen die Fahrt zu einem Balanceakt. Dann, oh Wunder, ein Parkplatz und die Ruine des Castelos. Voll erschlossen, mit Beschilderung und gut begehbar. Von hier oben hat man einen tollen und weiten Rundblick.

Freunde aus der Reisemobil-Union e. V. (RU) haben uns hier in Albufeira besucht. Gudrun und Winfried sind für ein paar Tage hier auf dem Campingplatz. Bei einem Glas portugiesischen Rotwein gab es viel zu erzählen über das Woher und wohin. Wenn sich Mitglieder der RU fernab von Deutschland treffen ist es immer ein Grund zur Freude, denn unser RU-Logo besagt ja auch „Freunde in Europa“ und das bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf ausländische Freunde. Spontan und scherzhaft haben wir den Treff Algarve der RU gegründet.

Vor ein paar Tagen waren wir mit den Fahrrädern in der Umgebung unterwegs. Anne ist seit einiger Zeit wieder in der Lage, kleinere Radtouren zu unternehmen. Der Heilungsprozess nach den Rippenbrüchen schreitet gut voran. Mit dabei auf der Tour war auch „Kamera-Harry“. Unser Begleiter ist hauptsächlich zuständig für ungewöhnliche Perspektiven aus Sicht einer dritten Person bzw. eines Kameraautos/Motorrades. Vorbild dieses Aufnahmeverfahrens war in diesem Fall die „Tour de France“ gewesen.

Es vergeht kaum ein Tag an dem Anne nicht der Gymnastik frönt. Hilfestellung gibt die Gymnastiklehrerin Gabi Fastner mit ihren Videos auf YouTube (www.youtube.com/c/GabiFastner/videos). Hier erscheinen für alle Altersgruppen und alle Lebenslagen die passenden Gymnastikvorschläge. Je nach Leistungsvermögen und Fitness sucht man sich aus dem großen Angebot das passende heraus. Die Videos sind auch noch kostenlos. Anne macht die Übungen nun schon über eine längere Zeit, sowohl zu Hause in Hollage, als auch unterwegs. Ihre Gymnastiklehrerin ist immer dabei und passt praktischerweise ins Smartphone. Nach eigenem Bekunden ist durch die regelmäßige Gymnastik ihre Beweglichkeit deutlich verbessert worden. Wenn es hilft, gilt noch immer der alte Spruch: Wer heilt, hat recht…

Im örtlichen WOK bei asiatischer Kost und portugiesischem Wein durften wir mit unseren Freunden Gudrun & Winfried ihren Abschiedsabend verbringen. Sie reisen in kleinen Schritten wieder in Richtung Deutschland. Unsere guten Wünsche begleiten sie. Kommt knitterfrei an.

Ausgehend von der Altstadt durchwandern wir die einzelnen Ortsteile von Albufeira. Ein Spaziergang führte uns oberhalb des Atlantiks bis hin zu den Häfen. Es gibt deren zwei. Einmal der Fischereihafen und zum anderen den Yachthafen. Durch den Fischereihafen führt eine betonnte Fahrrinne in einen Kanal, der wiederum im Yachthafen endet. Selbst bei sehr schlechtem Wetter liegt man sicherlich im Yachthafen sehr geschützt. Vor vielen Jahren hätte uns jeder Yachthafen fasziniert, waren wir doch gerne mit unseren Schiffen unterwegs. Heute ist die Faszination eher gebremst, da wir auch die Nachteile dieser Art zu reisen kennen. Völlig zwanglos sind wir durch den Hafen geschlendert, haben besonders die großen und teuren Yachten bewundert, konnten ein wenig über vergangene Zeiten fachsimpeln. Das war ja auch einmal unsere Welt, das mit den Schiffen. Glücklicherweise halten wir beide nicht dogmatisch an einmal festgelegten Einstellungen fest. Nur so ergeben sich dann auch einmal andere Lebensmodelle oder Sichtweisen. Trotzdem sind wir immer noch gerne in Yachthäfen und genießen die Atmosphäre und das lebhafte Treiben. Wir haben für uns jetzt aber andere Prioritäten gesetzt.

Rollerfahren ist bei diesen Temperaturen ein Vergnügen. Ziel wurde der Strand von Marinha in der Nähe von Benagil. Dieser Strandabschnitt an der Fels-Algarve ist berühmt für seine Felsenbrücken und Höhlen. Über gute Straßen ging es zügig dem Ziel entgegen. Die Fels-Sehenswürdigkeit ist sehr gut und sicher erschlossen. Auch des Kletterns unerfahrene Menschen können die Wege gut begehen. Die wilde Fels-Küste ist eine tolle Attraktion an der Algarve.

Man kann nicht nur im Atlantik baden und schwimmen, nein, ein paar Schritte von unserem Stellplatz entfernt befindet sich eine ganz ausgezeichnete Pool-Anlage auf dem Campingplatz Albufeira. Zu dritt ging es für uns auf direktem Wege dorthin. Zu dritt deshalb, weil Kamera-Harry auch mitgenommen wurde. Anne ließ sich nicht lange bitten und stürzte sich in den Pool. Dem Chronisten und Kamera-Harry verblieben die Aufgaben der rasenden Reporter.

Kurz vor dem Sonnenuntergang genießen wir gerne die ganz besondere Stimmung des Tages bei einem Glas Wein in Rot oder weiß. Noch einmal tut die Sonne ihr bestes, bevor es auch hier an der Algarve deutlich frischer wird. Was soll‘s, morgen kommt ein neuer schöner Tag…

Nicht weit von Albufeira entfernt liegt ein wunderschöner Strand (Praia dos Arrifes) in der Sonne. Diesen Strand konnten wir uns erradeln. Teils sandig und teils in Felsbuchten versteckt, findet man die schönsten Strände ganz nahe an der Stadt. Die Sonne scheint kräftig auf die Sonnenanbeter. Alles wirkt ein wenig so, als wäre man in der Karibik und nicht im Monat November an der portugiesischen Algarve.

Die Zeit schreitet schnell voran, es soll noch ein Souvenir als Erinnerung an diese schöne Zeit beschafft werden. Anne hat sich für eine Tischdecke aus heimischer Produktion entschieden. Sie soll uns beim häuslichen Frühstück an den gefühlten Sommer in Portugal im Oktober und November 2021 erinnern. Eine gute Idee, muss selbst der Chronist zugeben.

Die Zeit in Portugal ist viel zu schnell vergangen. Wir haben in jeder Beziehung einen Teil eines sehr schönen Landes am Rande von Europa erkundet und sind jetzt schon neugierig auf die anderen Regionen. Portugal ist jedenfalls, aus unserer Sicht, ein sehr lohnendes Ziel. (K.M.)